Einleitung
Die Profilierung des Displays vom Apple Macbook Pro (hier Apple Silicon mit OSX15 Sequoia) ist eine lösbare Aufgabe. Unlösbar ist hingegen die Erzielung des beworbenen Arbeitsfarbraum P3, auch Adobe RGB oder sRGB sind i.d.R. nicht zu erreichen. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass die Betriebshelligkeit auf ca. 20% oder gar 5% herunter geregelt werden muss um für den Druck verwendbare Anzeige zu erreichen. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten, die sich gegenseitig ausschließen. Entweder möchtest Du den größtmöglichen Farbraum, den bekommst Du nur bei voller Helligkeit. Oder Du wünschst dir eine optimale Helligkeit zur Druckvorschau, das ist nur bei bei stark verringerten Farbraum möglich.
Wenn Du im Besitz eines Kolorimeters (Spyder o.ä.) bist, wirst Du i.d.R. vom Herstellerprozess aufgefordert die Display Default Einstellungen zu aktivieren und anschließend die Profilierung zu durchlaufen. Dieser Weg führt zu unpräzisen und je nach Hersteller/Prozess sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Wenn Du anschließend die Helligkeit noch regeln kannst, sollte Dir sofort klar sein, dass der grade durchgeführte Prozess nicht lange hält und wahrscheinlich soeben durch auf die Helligkeitsfunktionstaste drücken zerstört wurde.
Für eine möglichst präzise Profilierung haben sich die folgenden Arbeitsschritte in exakt dieser Reihenfolge bewährt.
Statt des verwendeten Datacolor Spyder Pro mit der Herstellersoftware, kann jedes andere geeignete Werkzeug verwendet werden.
Quick & Dirty | Zusammenfassung
Falls Du vor hast mit deinem Macbook Pro P3 Display (Stand M1 Max) vollständig im Adobe RGB Farbraum zu arbeiten kannst Du hier direkt abbrechen, das ist nicht möglich!
Auch im Jahr 2024 sind die hochpreisigsten Laptopdisplays mit beworbenen, erweiterten P3 Farbraum für eine professionelle Bildbearbeitung unter farbtreuen Bedingungen unbrauchbar! Eine Profilierung lohnt sich dennoch um die darstellbaren Farben verbindlicher zu zeigen.
1. Display Helligkeit einstellen und Regelung deaktivieren
- Default Profil „Apple Display P3 500 nits“ aktivieren
- Profil duplizieren und umbenennen z.B.: D65-L100 – JJJJ-MM-TT (Kopiere den Namen in die Zwischenablage)
- Einstellungen vornehmen s.h. Screenshot: Helligkeit z.B. 100cd/m2
- Öffne Datacolor Spyder MQA Tool, o.ä. Alternative und messe die Helligkeit.
- Notiere die Helligkeitsdifferenz.
- Profil aus Schritt 2 löschen und den Schritt wiederholen, hier jedoch die Helligkeit statt 100cd/m2 mit dem ermittelten Offset versehen. (z.B. bei mir 114cd/m² statt 100cd/m², da nur 86cd/m² gemessen wurden.
2. Display Helligkeit und Weißpunkt Feinjustage.
- Syder MQA Tool: Helligkeit messen und Weißpunkt messen.
- OSX Einstellungen Display: im Profil auf „Display kalibrieren“ -> mittlerer Punkt „Kalibrierungsfeinabstimmung“
- Gemessene Werte und Zielwerte eingeben für D65 Koordinaten und Helligkeit.
Zielwerte für D65 xD65=0,3127 und yD65=0,3290 - Crosscheck Spyder MQA Tool: Helligkeit messen und Weißpunkt messen
3. Farbprofilierung durchführen
- Monitor kalibrieren/profilieren ohne Zugriff auf Weißpunkt und Helligkeit -> d.h. nur die Farben profilieren!
4. Abschlussprüfung
- Crosscheck Spyder MQA Tool: Helligkeit, Weißpunkt, Farbgenauigkeit messen
- FERTIG
Step by Step | Anleitung
1. Display Helligkeit einstellen und Regelung deaktivieren
- Systemeinstellungen Displays
- Voreinstellungen -> Apple Display (P3 500 nits) aktivieren
- Voreinstellungen bearbeiten
- Aktives Profil duplizieren (+ Symbol)
- Kopiertes Profil bearbeiten
- Maximale Helligkeit definieren und Helligkeitsreglung deaktivieren!
- Erste Messung durchführen und die Bildschirmhelligkeit ermitteln, notieren und die Differenz zum eingegebenen Wert ermitteln.
Maximale Leuchtkraft
Der eingegebene Zielwert wird i.d.R. nicht präzise erzeugt und der später verwendete Offset ist nur begrenzt verwendbar. Das gemessene Ergebnis sollte mit 5-10 cd/m² Toleranz zum Zielwert übereinstimmen.
Diesen ersten Schritt am besten zuerst machen, ich habe ihn hier schon durchgeführt und im ersten Schritt 100 eingegeben, was gemessen ca. 85 cd/m² ergab. Das geklonte Profil wird dazu einfach gelöscht und erneut angelegt, diesmal mit dem Offset der ersten Messung zur Zielleuchtkraft.
Memo:
Eine Leuchtkraft um die 100 cd/m² ist sinnvoll um am selbstleuchtenden Bildschirm einen guten Eindruck vom gedruckten Werk zu erhalten, das hingegen seine Wirkung nur durch die Reflexion von Umgebungslicht entfaltet. Leider ist der zu erwartende Farbraum bei geringer Leuchtkraft extrem eingeschränkt!
- Geklontes Profil löschen, erneut erstellen und diesmal die maximale Leuchtkraft mit dem ermittelten Offset eingeben.
- Zweite Messung durchführen und die Helligkeit verifizieren.
- Messergebnis notieren!
OK, damit können wir weiterarbeiten.
2. Display Helligkeit und Weißpunkt Feinjustage.
- Systemeinstellungen Displays
- Voreinstellungen -> Display kalibrieren
D65 Weisspunkt Koordinaten
xD65 = 0,3127
yD65 = 0,3290
- Erneut messen und verifizieren
- Mal sehen wieviele Schleifen und Doktorarbeit hier sinnvoll ist.
Bei gleicher Helligkeit, vier Messergebnisse mit diesen Unterschieden erscheint unplausibel. Also einfach nochmal messen.
Heute drehen wir aus Interesse noch eine Schleife, sie ist aber nicht erforderlich.
OK, eine Runde noch …ausnahmsweise.
3. Farbprofilierung
- Kalibrierungssoftware benutzen
- Die laut Display Anleitung und/oder Software Anleitung passende Display Technologie auswählen.
- Helligkeit und Weißpunkt NICHT manuell einstellen!
Anmerkung: Das ist die Schwachstelle jeder Profilierungssoftware - Farbkalibrierung durchführen.
Die vorher-nachher Beispiele beweisen die präzisere Farbdarstellung.
Leider ist aus dem gekauften P3 Farbraum bei der verwendeten stark reduzierten Display Helligkeit nur 93% vom sRGB Farbraum über geblieben. Für eine professionelle Bildbearbeitung im Adobe RGB Farbraum ist das Gerät ungeeeignet! Leider ist trotzdem ein Kolorimeter der aktuellen Gerätegeneration erforderlich, das geeignet ist im P3 Farbraum zu messen.
3. Gegenprüfung der Helligkeit und des Weißpunktes
Nach erfolgter Farbprofilierung ist keine Feineinstellung der Helligkeit oder des Weißpunktes mehr möglich, ohne die Farbprofilierung unbrauchbar zu machen. Mit gewissen Toleranzen aufgrund der Reihenfolge der Prozesse muss man leben. Die Toleranzen können signifikat verkleinert werden, wenn zunächst wie oben beschrieben die Helligkeit und der Weißpunkt voreingestellt werden. Eine Doktorarbeit lohnt sich allerdings nicht.
Offene Fragen
Wir haben an drei Stellen Einträge in die LUT vorgenommen. Wie wirken diese nun zusammen?
1. Systemeinstellungen -> Displays -> Voreinstellung
2. Systemeinstellungen -> Displays -> Voreinstellung -> Display Kalibrieren -> Kalibrierungsfeinabstimmung
3. ColorSync Dienstprogramm -> Monitore -> „Farb-LCD“ -> Aktuelles Profil -> ICC Profil
Wurde von Colorbyte Syder Pro o.ä. durch die Kalibrierung erstellt.
Ich vermute, folgendes:
Im „Preset“ der Systemeinstellung wird die Helligkeit und der Weißpunkt definiert durch die Schritte 1 und 2.
Im ICC Profil werden die Farben definiert.
Gültig ist nur die Verwendung von beiden zusammen, d.h. ändere ich jetzt das Profil in der Systemsteuerung, aber nicht das ICC Profil im ColorSync Dienstprogramm sind weder Farben noch Weißpunkt korrekt definiert.
Das Werksprofil ist vermutlich bei der Herstellung erstellt worden, entweder es ist immer aktiv und unveränderlich und das aktuelle Profil ist ein Offset, oder das aktuelle Profil wird absolut einzeln angewendet.
Wie verhält sich das System, wenn bereits ein ICC Profil durch eine Kalibrierung hinterlegt ist und man in der Systemeinstellung zum Start nur das Apple Default Profil läd? Vermutlich muss dass ICC Profil im ColorSync Dienstprogramm zum Start auch auf die Werkseinstellung zurückgesetzt werden?
Leider sind beide Marktführenden Hersteller der Colorimeter nicht in der Lage eine präzise Anleitung zu schreiben.
Schlimmer noch, sie fordern mich auf eine Kalibrierung bei freigeschalteter Helligkeitsregelung zu machen!
Sämtliche Youtube Influencer machen ebenfalls ihrer Bezeichnung alle Ehre und Beeinflussen zwar das Kaufverhalten, aber tragen nichts zur Aufklärung bzw. Klärung bei!
Falls Du diese Zusammenhänge besser verstehst, freue ich mich über Deine Kontaktaufnahme!